Einblicke in das Freiwillige Sozialjahr
Was macht das Freiwillige Sozialjahr (FSJ) so besonders? Welche Erlebnisse bringt ein freiwilliges soziales Jahr? Hier erzählen einige ehemalige Teilnehmer:innen von ihren persönlichen Erfahrungen:
„Unvergesslich“: Das FSJ als Weichensteller – eine ehemalige Teilnehmerin im Interview
Juni 2024
Amalia Mahmoud hat ihr Freiwilliges Sozialjahr (FSJ) von September 2019 bis Juni 2020 im FSW Tageszentrum für Senior:innen Donaufeld absolviert.
Nach der Matura war für sie klar, dass sie einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten und Sozialberufe hautnah kennen lernen möchte. Mit ihrem Engagement im Rahmen des FSJ ergriff sie die Möglichkeit, in den Sozialbereich einzutauchen. Es war eine perfekte Gelegenheit, damit die Weichen für die Zukunft zu stellen. Nach ihrem Studium für Sozialmanagement an der FH Oberösterreich Campus Linz arbeitet sie heute im FSW Bildungszentrum in der Bildungsberatungsstelle, berät Menschen bei der Berufswahl und zur Möglichkeit, ein FSJ zu machen. Was sagt sie heute über ihr freiwilliges soziales Jahr?
Wie bist du eigentlich zum FSJ gekommen?
Die Möglichkeit, ein freiwilliges Sozialjahr zu absolvieren, hatte sich damals im Freundeskreis herumgesprochen. Auf das FSW Bildungszentrum bin ich dann durch Online-Recherchen gestoßen.
Was hast du erlebt, womit du überhaupt nicht gerechnet hast?
Womit ich überhaupt nicht gerechnet habe, ist das hohe Maß an persönlicher Weiterentwicklung. Besonders der intensive Kontakt zu den Senior:innen hat mir einen völlig neuen Blickwinkel auf das Leben eröffnet.
Gab es auch schwierige Momente in der Zeit? Wie bist du damit umgegangen?
Gerade in der Arbeit mit älteren Menschen kommt es zur Konfrontation mit Schicksalsschlägen. Im Umgang damit haben mir einerseits die Seminare des begleitenden Bildungsprogramms geholfen, andererseits aber auch Gespräche mit den Kolleg:innen, mit Familienangehörigen und Freunden. Das schafft eine Abgrenzung in schwierigen Momenten.
Welche Erfahrungen möchtest du nicht missen?
Für mich sind es die kleinen, aber bedeutsamen Momente, die ich nicht mehr missen möchte. Dazu gehört vor allem die aufrichtige Dankbarkeit und Wertschätzung, die ich von den Senior:innen erfahren durfte und zu spüren bekommen habe.
Verändert ein FSJ auch persönliche Einstellungen oder Sichtweisen?
Ja, absolut! Ich habe einen neuen Zugang und ein besseres Verständnis für die Denk- und Verhaltensweisen von älteren Menschen bekommen. Meine Sichtweise auf viele Dinge hat sich verändert – zum Beispiel: Es lohnt sich immer, positiv durch das Leben zu gehen.
„Ein FSJ ist verlorene Zeit!“ Was antwortest du auf diese Aussage?
Auch wenn man nach einem FSJ feststellen sollte, dass der soziale Bereich nicht der richtige Weg ist, ist das keineswegs verschwendete Zeit. Im Gegenteil – es ist meiner Meinung nach ebenso eine wertvolle Erkenntnis, die einen vorantreibt und einem dabei hilft, den eigenen Weg klarer zu sehen.
Hat das FSJ deine weitere Berufswahl beeinflusst? Wenn ja, wie?
Ja, definitiv. Das FSJ hat meine Entscheidung, ein Studium und einen Beruf im sozialen Bereich anzustreben, gestärkt.
Das FSJ steht in deinem Lebenslauf. Wurdest du bei Bewerbungen darauf angesprochen? Hast du das Gefühl, es hat sich positiv ausgewirkt?
Es hat sich unfassbar positiv auf meinen Werdegang ausgewirkt und mir im Endeffekt den Weg eröffnet, den ich gegangen bin. Da mein Studium berufsbegleitend war, konnte ich beim Bewerbungsgespräch dank des FSJ bereits erste praktische Erfahrungen vorweisen.
Du arbeitest jetzt in der Bildungsberatung. Da ist das FSJ auch immer wieder ein Thema. Wem empfiehlst du ein FSJ?
Besonders jungen Menschen, die Interesse am Sozial- und Gesundheitsbereich haben, aber noch unentschlossen sind, welchen konkreten Weg sie langfristig gehen möchten. Es ist auch eine Möglichkeit für ein sinnvolles Zwischenjahr oder eine Alternative zum Zivildienst.
Was kannst du nach deinen eigenen Erfahrungen jemandem raten, der aktuell überlegt ein FSJ zu machen?
Ich kann nur dazu ermutigen, den Schritt zu wagen! Ich habe dadurch gelernt, was es bedeutet Verantwortung zu übernehmen, im Team zu arbeiten und auch meine Stärken sowie Grenzen zu erkennen. Sei offen für neue Erfahrungen und nutze die Möglichkeit von den Menschen um dich herum zu lernen.
Du kannst dein FSJ mit nur einem Wort beschreiben. Welches wäre das?
Unvergesslich.
Film ab: Live dabei im Tageszentrum für Senior:innen
Mai 2024
Lenni Hausdorf und Sebi Menschik zeigen im FSW Tageszentrum Baumgarten, wie ein Tag im Freiwilligen Sozialjahr abläuft.
Freiwilliges Sozialjahr beim FSW
Fotocollage: Erinnerung trifft Kreativität
Mai 2022
Eingehen auf die Bedürfnisse und Beschäftigung mit den Kund:innen ist ein wichtiger Bestandteil des Freiwilligen Sozialjahres (FSJ). Hannah Auer und Nina Ziebell haben sich dafür im FSW Tageszentrum Winarskystraße ein besonderes Kreativ-Projekt ausgedacht und im Mai 2022 in ihrem FSJ umgesetzt. Gemeinsam mit Kund:innen bastelten sie an einer Collage zum Thema Heimat.
„Wir wollten Kreatives mit persönlicher Erinnerungsarbeit verbinden, deshalb schien das Thema Heimat naheliegend. Uns war auch wichtig, möglichst viele Kund:innen mit einzubinden“ erklärt Nina Ziebell die Idee des Projekts. „Jeder Mensch kann mit dem Begriff etwas anfangen, man kann viel übereinander erfahren und voneinander lernen kann. Es ist interessant, dass jeder ganz eigene Erfahrungen zu diesem Thema hat.“ Gemeinsam haben Nina Ziebell und Hannah Auer die Arbeit an der Collage über einige Wochen begleitet. Hannah Auer betont einen weiteren Aspekt: „Die Kund:innen können sich untereinander austauschen und Parallelen herstellen. Die einzelnen Lebensgeschichten zu hören, zu erfahren, wie sie selbst aufgewachsen sind und wie ihre Kindheit und Jugend war. Dieser Kontrast zu meiner eigenen Lebensgeschichte ist sehr spannend und inspirierend.“
Dass Heimat für jeden etwas anders bedeutet, zeigt die Vielfalt an Bildern, mit denen die Kund:innen das Thema kreativ dargestellt haben. Nach Fertigstellung wurde die Collage im Tageszentrum ausgestellt.
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